Durchgespielt: Kingdom Come Deliverance

Kingdom Come Deliverance

Die Erinnerungen an meine Tage als Ritter sind schon lange verblasst und fast schon in Vergessenheit geraten. In Kingdom Come Deliverance verschlägt es mich jedoch in das Böhmen des 15. Jahrhunderts und damit zurück auf meine Ritterburg aus Kindertagen.

Handlung

Ich spiele den Protagonisten Heinrich. Als Sohn eines Schmieds, führe ich im böhmischen Dorf Skalitz ein beschauliches Leben, dass von Wenzel IV. regiert wird. Dieser ist der älteste Sohn von Karl IV. und nach seinem Tod, legitimer Thronfolger. Allerdings gibt Wenzel IV. einen so schlechten Herrscher ab, dass er sich schnell den Beinamen, "der Faule" einhandelt.

Den schwachen Stand von Wenzel IV. erkennt auch sein machtbewusster Halbbruder Sigismund von Luxemburg, König von Ungarn. Mit Zustimmung des böhmischen Hochadels, die Wenzel IV. und seine Frivolitäten leid sind, erhebt Sigismund Anspruch auf die Krone. Wenzel IV. wird entführt und gegen das nun wehrlose Land zu Felde gezogen. 

Beim Angriff auf böhmische Ländereien, wird auch Skalitz von angeworbenen Kumanen niedergebrannt und an der Bevölkerung ein Massaker verübt. Ich verliere beide Elternteile und schwöre beim Schwert meines Vaters, Rache zu nehmen.

Grafik

Grafisch kommt die CryEngine zum Einsatz. Entscheidend war nach Aussage der Entwickler, die Möglichkeit Landschaften atmosphärisch darstellen zu können. Und tatsächlich habe ich die offene Welt von Kingdom Come Deliverance als solche wahrgenommen. Besonders die Lichtverhältnisse zu unterschiedlichen Tageszeiten sorgen für eine ansehnliche Kulisse. 

Es werden zwar keine neuen Maßstäbe gesetzt, aber das Spiel kann sich durchaus sehen lassen. Es wird ein immersives Bild vom mittelalterlichen Böhmen gezeichnet. Flora und Fauna überzeugen besonders durch die separat erhältlichen hochaufgelösten Texturen, die übrigens einen Neustart erfordern.

Audio

Während ich spiele läuft keine Musik. Trotzdem wäre es eine Schande, die orchestrale Untermalung nicht zu erwähnen. Opus Magnum! Auch die deutsche Sprachausgabe ist hervorragend. Leider nicht synchron mit den Lippenbewegungen, aber hörenswert. Negativ empfand ich dagegen, dass der Sprachgebrauch aus jener Zeit gut umgesetzt wurde, aber sich im weiteren Spielverlauf die heutige Ausdrucksweise immer öfter durchsetzt. Die Umgebungsgeräusche sorgen für ein lebhaftes Szenario und lassen sich gut orten. Alle Audiodateien stehen auch in einer höheren Aufnahmequalität zur Verfügung. 

Gameplay

Auch die Spielmechaniken wissen zu gefallen und fühlen sich intuitiv an. Gespielt habe ich mit Controller und das Gameplay ging mit der Standardbelegung gut von der Hand. Oft wird die Steuerung als "hakelig" beschrieben. Gerade im Kampf, aber auch im Umgang mit dem Dietrich. Das kann ich so nicht bestätigen.

Das Spiel sieht vor, dass man anfangs sehr unbeholfen ist und einem Dinge mit zunehmender Übung leichter fallen. Auf dieses Spielprinzip muss man sich einlassen. Alles muss langwierig erlernt werden. Im Kampf wird das noch deutlicher. Mit Müh und Not kann man unerfahren im Zweikampf bestehen, aber gegen zwei oder mehr Feinde ist Schluss - selbst mit einer guten Waffe und im Umgang geschult, wird eine Auseinandersetzung mit mehr als einem Gegner zu einer ernsthaften Herausforderung. 

Das hat der Entwickler bewusst so vorgesehen. Der Spieler soll eine möglichst realistische Erfahrung machen. Dazu gehören auch die simulierten und oft kritisierten Kopfbewegungen, die sich nicht deaktivieren lassen. Als störend habe ich es nicht empfunden - ganz im Gegenteil. Aber das Spiel setzt auch zwingend ein langsames und bedachtes Vorgehen voraus, damit es funktioniert. 

Es ist nicht eben durchgespielt. Wer sich mit diesem Vorsatz an das Spiel wagt, wird ziemlich sicher enttäuscht. 

Technik

Das Spiel bietet viele historische Überlieferungen und Erklärungen, die tadellos übersetzt sind. Ich konnte jedenfalls keine Rechtschreibfehler ausmachen. Dass die Texturen mit höherer Auflösung, wie oben beschrieben einen Neustart erfordern, ist nicht ungewöhnlich. Man wird vom Spiel aber nicht darauf hingewiesen, nachdem man in den Einstellungen die entsprechende Auswahl getroffen hat. Das kann dazu führen, dass man irritiert den grafischen Unterschied sucht. Mir so passiert.

Insgesamt lief es grafisch auf meinem Rechner weitestgehend mit 60 Bildern pro Sekunde in 1080p und höchster Einstellung. Tonaussetzer hatte ich keine. Technisch kein überragender Titel, aber doch solide. 

Fazit

Für Kingdom Come Deliverance muss man sich Zeit nehmen. Nach etwas mehr als 200 Spielstunden, habe ich das Hauptspiel mit allen Zusatzinhalten durchgespielt und es wahrlich genossen. Das Ende der Geschichte bleibt leider offen und man wird auf einen Nachfolger warten müssen, um den erhofften Ausgang zu erleben. Lediglich die Schatzkarten habe ich mir für irgendwann aufgehoben, denn bis ein Nachfolger erscheint, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern.


Bis dahin, gehabt euch wohl.